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Hannes Ruess

IT-Chef, Lenzing AG

Hannes Ruess ist seit Dezember 2010 IT-Chef in der Lenzing AG, dem global führenden Faserhersteller. Der gebürtige Kärntner hat mehr als 28 Jahre Erfahrung in der IT-Branche und war vor Lenzing für mehrere große internationale Baustoffkonzerne federführend im Aufbau und in der Installation von innovativen IT-Lösungen tätig. Diesen reichen Erfahrungsschatz setzt der heute 52-jährige CIO nun bei der Umsetzung der globalen IT-Strategie von Lenzing AG ein. Der ambitionierte „Head of global IT“ ist verheiratet und hat zwei Söhne.

Die Lenzing Gruppe mit Sitz in Österreich und Produktionsstätten in allen wichtigen Märkten sowie einem weltweiten Netz an Verkaufs- und Marketingbüros ist Weltmarktführer in der Faserherstellung. Mit über 75 Jahren Erfahrung in der Produktion von hochwertigen Cellulosefasern ist die Lenzing AG international der einzige Hersteller, der in großindustriellem Maßstab alle drei Generationen von man-made Cellulosefasern – von der klassischen Viscose- über die Modal- bis zur Lyocellfaser (TENCEL®) – unter einem Dach vereint.

Fasern aus Lenzing kommen in der globalen Textil- und Nonwovens-Industrie zum Einsatz. „Nonwovens“ bedeutet „nicht gewebt“ – die aus diesen Fasern hergestellten Vliesstoffe finden ihren Einsatz in sensiblen Bereichen wie Hygiene, Medizin und Kosmetik. Darüber hinaus reicht die Produktpalette von Faserzellstoff, Cellulose-Standard und Spezialfasern bis zu Engineering-Dienstleistungen.

In Europa bestehen neben dem Hauptsitz in Lenzing Niederlassungen in Heiligenkreuz im Burgenland (Lyocellfasern), im englischen Grimsby sowie in Paskov (Tschechische Republik). Weitere Unternehmensstandorte befinden sich in Mobile (Vereinigte Staaten), in Indonesien (PT. South Pacific Viscose), in Patalganga, Indien (Lenzing Modi Fibers India Pvt. Ltd.) und im chinesischen Nanjing. Büros werden in New York, Shanghai, Hongkong, Jakarta und Coimbatore unterhalten. Im Schnitt erwirtschaftet Lenzing bei voller Auslastung aller Faserkapazitäten pro Jahr einen Absatz von rund 1 Million Tonnen Viskose (vornehmlich aus Buchenholz), was einen Marktanteil von 20 Prozent und ein rund 2-Mrd.-Euro-Geschäft bedeutet.

Große Cloud-Vorteile bei der Plant Maintenance

Der digitale Wandel ist unaufhaltsam und wird rückständige Unternehmen künftig hinwegfegen. Um das zu verhindern, müssen sich IT-Leiter bzw. CIOs vom Bewahrer zum Gestalter – und manchmal gar zum Störenfried – entwickeln. Denn oft gilt es, neue technologische Wege zu beschreiten, die ein Scheitern nicht ausschließen. Der gezielte Einsatz von Cloud Computing innerhalb der IT-Strategie ermöglicht jedenfalls den meisten Unternehmen agilere und flexiblere Infrastrukturen, Steigerungen der Effizienz und auf längere Sicht beträchtliche Kosteneinsparungen. Aus diesen und anderen Gründen setzt auch der weltweit führende Faserhersteller Lenzing AG immer öfter auf Cloud-Lösungen.

Die digitale Transformation ist weder eine zeitgeistige Erscheinung noch ein bloßer IT-Trend. Da geht es um radikale Änderungen der Geschäftsprozesse, des Umgangs mit Kunden und der Unternehmenskultur über alle Branchen und Märkte hinweg. „In gewisser Weise wird jede Organisation künftig zu einem IT-Unternehmen“, meint etwa Julia Neuschmid, Senior Research Analyst bei IDC Central Europe, und hebt damit die Bedeutung der Entwicklung hervor. CIOs (Chief Information Officer) nehmen dabei naturgemäß eine wichtige und kritische Rolle ein. So auch Hannes Ruess, CIO des Faserherstellers Lenzing AG, der mit seinem Team aus weltweit rund 90 Mitarbeitern inzwischen in allen Bereichen und an allen Standorten des Unternehmens aktiv mitmischt. „Wir sehen uns nicht nur als Serviceabteilung, sondern denken strategisch mit. Denn als ein global tätiges Unternehmen müssen wir weltweit schnell und flexibel auf die Entwicklungen des Marktes reagieren“, so der „Head of global IT“. Der 52-Jährige sieht die Aufgabe der IT und Kommunikation daher zunehmend darin, global ein Netzwerk von Technik und Prozessen zu installieren und auszubauen, auf das alle Abteilungen und Standorte im gleichen Maße zugreifen können und das sie bei ihrer täglichen Arbeit bestmöglich unterstützt. 

Das Internet gilt in diesem Zusammenhang international längst als „Game Changer“, wobei hinsichtlich Industrie 4.0 der Fokus auf Technologien der sogenannten 3. Plattform – Cloud, Big Data, Social Business und Mobility – liegt. Laut IDC würden bereits im Jahr 2017 mehr als 50 Prozent der IT-Ausgaben der globalen Top-2000-Unternehmen auf diese Bereiche entfallen. Und bis 2020 sollen rund 60 bis 70 Prozent davon allein in die Cloud fließen, so die Prognose.

Genaue Prüfung Case by Case

Im Gegensatz zu vielen anderen Unternehmen in Österreich, die hier noch etwas zaghaft agieren, hat Lenzing AG die Notwendigkeit der Zeit und die neuen Rahmenbedingungen längst erkannt. CIO Ruess ist zwar offen für neue technische Lösungen, auch jene aus der „Wolke“, doch „wir springen nicht mit allem und jedem in die Cloud, sondern schauen uns sowohl den Anbieter von Cloud Services als auch die konkrete Lösung sehr genau an“. Denn der erfahrene IT-Chef sucht stets nach der besten Lösung, die im Wesentlichen durch die beste Variante einer Prozessabbildung bestimmt wird und nicht zwingend eine On-Premise-Lösung sein muss, wie noch vor wenigen Jahren. „Wenn die Cloud als die bessere Lösung erscheint, dann wird sie auch als erste Variante untersucht“, sagt Ruess. 
Ob also Cloud oder On-Premise der richtige Weg ist, entscheidet der CIO Case by Case, stellt dabei die Funktionalität und den Unternehmensnutzen in den Vordergrund und bewertet immer auch die zur Übermittlung geplanten Daten.
Manchmal jedoch werde der Schritt hin zur Nutzung bestimmter sinnvoller Cloud-Lösungen durch die Notwendigkeit gebremst, den bestehenden Betrieb mit all seinen Schnittstellen dahinter gemäß den cloudtechnischen Erfordernissen permanent und in kurzen Updatezyklen nachzurüsten, wozu Lenzing – wie auch viele andere Konzerne – organisatorisch nicht immer in der Lage ist. Ruess: „Da wird es noch viel Kompromissbereitschaft sowie technische Lösungen seitens der Hersteller brauchen.“
Ob also Cloud oder On-Premise der richtige Weg ist, entscheidet der CIO Case by Case, stellt dabei die Funktionalität und den Unternehmensnutzen in den Vordergrund und bewertet immer auch die zur Übermittlung geplanten Daten.
Manchmal jedoch werde der Schritt hin zur Nutzung bestimmter sinnvoller Cloud-Lösungen durch die Notwendigkeit gebremst, den bestehenden Betrieb mit all seinen Schnittstellen dahinter gemäß den cloudtechnischen Erfordernissen permanent und in kurzen Updatezyklen nachzurüsten, wozu Lenzing – wie auch viele andere Konzerne – organisatorisch nicht immer in der Lage ist. Ruess: „Da wird es noch viel Kompromissbereitschaft sowie technische Lösungen seitens der Hersteller brauchen.“

Vereinfachte Prozesse bei Störungsmeldungen

Essenziell für die digitale Transformation seien jedenfalls die Zusammenarbeit über Abteilungsgrenzen hinweg und der Datenaustausch mit Marktteilnehmern. Große Vorteile bieten Cloud-Lösungen in vielen Bereichen der Prozessabwicklung und im Fall von Lenzing AG insbesondere bei der Plant Maintenance, also der Instandhaltung nach Maß. Was hier innovative Digitalisierungsmaßnahmen bedeuten können, skizziert CIO Hannes Ruess anhand eines konkreten Beispiels: „Wir sind eine investitionsgetriebene Branche, denn alles, was zur Produktion notwendig ist, ist sehr kapitalintensiv. Daher haben wir einen riesigen Plant-Maintenance-Aufwand zu treiben, also Instandhaltung nach Maß, schließlich laufen unsere Anlagen 24/7, also rund um die Uhr. Diese Plant Maintenance (PM) ist ein digital unterstützter Prozess, integriert über die gesamte ERP-Logik (Enterprise Resource Planning). Bisher waren bei Störungsmeldungen sowie für die Rückmeldungen nach der jeweiligen Fehlerbehebung zur Dokumentation und Prozessabwicklung viele manuelle Maßnahmen und viel Papier erforderlich. Wir haben nun diesen Auftrag an ein mobiles Device unter Verwendung einer Cloud-Lösung übergeben, verbunden mit einer Handheld-App. Ist der Auftrag erfüllt, hat der Mitarbeiter der PM nichts anderes zu tun als den Auftrag zu bestätigen, und wir übernehmen es wieder zurück in die Maintenance und die Geschichte ist abgebildet. Das bedeutet eine Zeitersparnis von etlichen Stunden pro Auftrag.“

Im zweiten Schritt konnten auch aktive Aufträge vom Mitarbeiter direkt an die PM übergeben und erledigt werden, die er aufgrund seiner Erfahrung und seiner Beobachtungen via Handheld-App bzw. Mobile Device vor Ort eingab, ohne dass es zuvor eine Störungsmeldung gegeben hatte. Dieser Prozess ist heute fast vollkommen digitalisiert. CIO Ruess: „Ein weiterer Schritt wird nun die Schmierung der langen Produktionsanlagenlinien betreffen, die in unserem Fall essenziell ist und immer gewährleistet sein muss.“ Die Herausforderung bestehe darin, dass jedes Element ein anderes Schmiermittel braucht. „Die Anlagen sind über die Maintenance mit einem Barcode identifizierbar, sodass der Mitarbeiter in der Instandhaltung in Zukunft nur hingehen wird und mithilfe seines Mobile Devices (Tablet oder Handy) gleich das richtige Schmiermittel, das er mit Bild angezeigt bekommt, anfordern und verwenden kann – mit einfachen Anwendungshilfen, die es dafür im SAP gibt.“ Darüber hinaus könnte man gerade bei kritischen Anlagen die GPS-Fähigkeit des Geräts nützen, um festzustellen, ob nicht nur die Rückmeldung, sondern tatsächlich auch die Schmierung stattgefunden hat. 

Sicherheit und Compliance bei heiklen Daten

Für den IT-Experten besteht die große Herausforderung generell darin, einerseits den komplexen Anforderungen des digitalen Wandels zu genügen und andererseits die notwendige Stabilität und Sicherheit für die zentralen Geschäftsprozesse zu gewährleisten. Deshalb wird viel Augenmerk auf die Auswahl der Cloud-Partner gelegt und konsequent zwischen sensiblen und „harmlosen“ Daten unterschieden. Dennoch wird in der Lenzing AG – neben der Abwicklung der Instandhaltung, der Lademittel-Gestellung und Transportlogistik (siehe Interview) sowie der Personalentwicklung – die Cloud auch zur Speicherung und Übermittlung von streng vertraulichen Informationen eingesetzt, sowohl im Unternehmen als auch hin zum Aufsichtsrat und zu den Entwicklungspartnern. Also in wirklich kritischen Bereichen, wo es um die Zukunft des Unternehmens, um heikle Dokumentationen und Kommunikationsinhalte oder um Aufsichtspflichten gemäß des Börsengesetzes geht. Denn, so IT-Chef Ruess, oft werde über diese Lösung ein höheres Maß an Sicherheit und Compliance erreicht als auf herkömmlichen Wegen. Entscheidend dafür ist u. a. das Provider Shielding, weil dadurch im Vergleich zu einer internen Lösung mittels Administrator auf die Inhalte nicht durch Dritte zugegriffen werden kann. Das sei gerade in solchen essenziellen Bereichen eines Unternehmens von enormem Vorteil, ist Ruess überzeugt.

Eine erfolgreiche IT-Strategie in all diesen Bereichen besteht für CIO Hannes Ruess prinzipiell darin, die digitale Transformation aktiv zu betreiben. „So können wir unsere Selbstbestimmung wahren.“ Bremsen oder sich Verweigern funktioniert hier nicht, denn man kann sich dem umfassenden Wandel nicht mehr verschließen. Damit geht nicht zuletzt auch ein Kulturwandel im Unternehmen einher: Mitarbeiter müssen lernen, mit den neuen Möglichkeiten umzugehen und diese zu nutzen. Und dabei gehören alle Generationen abgeholt, um Konflikte zu vermeiden. Das sei viel Arbeit, aber auch eine große Chance. „Wichtig sind Offenheit im Denken und gute Ideen“, sagt Ruess. Dann lassen sich auch erforderliche Investitionen sinnvoll argumentieren.

Daten & Fakten zum Unternehmen

Die Lenzing Gruppe mit Sitz in Österreich und Produktionsstätten in allen wichtigen Märkten sowie einem weltweiten Netz an Verkaufs- und Marketingbüros ist Weltmarktführer in der Faserherstellung. Mit über 75 Jahren Erfahrung in der Produktion von hochwertigen Cellulosefasern ist die Lenzing AG international der einzige Hersteller, der in großindustriellem Maßstab alle drei Generationen von man-made Cellulosefasern – von der klassischen Viscose- über die Modal- bis zur Lyocellfaser (TENCEL®) – unter einem Dach vereint.

Fasern aus Lenzing kommen in der globalen Textil- und Nonwovens-Industrie zum Einsatz. „Nonwovens“ bedeutet „nicht gewebt“ – die aus diesen Fasern hergestellten Vliesstoffe finden ihren Einsatz in sensiblen Bereichen wie Hygiene, Medizin und Kosmetik. Darüber hinaus reicht die Produktpalette von Faserzellstoff, Cellulose-Standard und Spezialfasern bis zu Engineering-Dienstleistungen. <s></s>

In Europa bestehen neben dem Hauptsitz in Lenzing Niederlassungen in Heiligenkreuz im Burgenland (Lyocellfasern), im englischen Grimsby sowie in Paskov (Tschechische Republik). Weitere Unternehmensstandorte befinden sich in Mobile (Vereinigte Staaten), in Indonesien (PT. South Pacific Viscose), in Patalganga, Indien (Lenzing Modi Fibers India Pvt. Ltd.) und im chinesischen Nanjing. Büros werden in New York, Shanghai, Hongkong, Jakarta und Coimbatore unterhalten. Im Schnitt erwirtschaftet Lenzing bei voller Auslastung aller Faserkapazitäten pro Jahr einen Absatz von rund 1 Million Tonnen Viskose (vornehmlich aus Buchenholz), was einen Marktanteil von 20 Prozent und ein rund 2-Mrd.-Euro-Geschäft bedeutet.

Interview

„Viele Services aus der Cloud sind günstiger, ressourcen- sparender, leichter planbar und teilweise auch sicherer“

In vielen großen und international agierenden Unternehmen mit komplexen Produktionsketten werden etliche IT-Ressourcen zunehmend ausgelagert, wobei Cloud Computing immer öfter zum Einsatz kommt. Denn: Mithilfe ausgesuchter und geprüfter Cloud Services werden oftSynergiepotenziale besser genutzt, die Komplexität der internen IT-Landschaft reduziert und mehr Flexibilität sowie Sicherheit bei diversen Services und Kommunikationswegen erreicht. Im Gespräch mit EuroCloud zeigt Hannes Ruess, CIO des Faserherstellers Lenzing AG, auf, in welchen Bereichen der Weltmarktführer bereits Cloud-Lösungen einsetzt, wie diese geprüft werden, welche Erfahrungen bereits gesammelt und welche Vorteile und Kosteneinsparungen dabei erreicht werden konnten. 

Welche Rolle spielt die IT in der Industrie und speziell in Ihrem Unternehmen?

Böse Zungen im Haus sagen, wir sind ein IT-Betrieb mit angeschlossener Faserproduktion. Jedenfalls hat die IT in den vergangenen fünf Jahren einen Wandel in der Wahrnehmung sowie in der Bedeutung vollzogen. Waren wir früher eher die Technologie-Bereitsteller, so sind wir heute die Prozessexperten. Der Schwerpunkt liegt dabei im Design von Wirtschaftsprozessen und in deren Abbildung, um Compliance sicherzustellen. Aber im Wesentlichen sieht man IT nun als einen Marktvorteil. IT und Prozessmanagement gehören inzwischen zusammen, die Grenzen verschmelzen zunehmend und wir haben das Verständnis im Unternehmen: Business ist IT und IT ist Business. 

Wie kam es zu dieser Entwicklung?

Einerseits durch konsequentes Arbeiten von der IT-Seite daran, dieses Selbstverständnis herzustellen und das bis dahin unterschätzte Business Alignement ganz nach vorne zu reihen. Denn das eigentliche Thema war und ist die optimale Prozessausrichtung. Das hat uns, die IT, zu einem essenziellen Ansprechpartner fürs Business gemacht. Mit der Digitalisierung von Prozessen und technischen Innovationen konnte einiges verbessert werden. Hinzu kam als zweite Kraft das Verständnis in der Unternehmensleitung für diese Entwicklung und die damit verbundenen erforderlichen Investments und Maßnahmen in diesem Bereich.

In welcher Form beschäftigen Sie sich mit Cloud Computing?

Wir nutzen schon seit mehreren Jahren Cloud-Lösungen z. B. zur Erweiterung der Effizienz in einigen Warenwirtschaftsprozessen wie etwa der Instandhaltung, wo wir Arbeitsaufträge aus SAP über eine Cloud-Lösung an die Mitarbeiter verteilen und die Erledigung inklusive Zeitaufwand vom mobilen Endgerät wieder zurückspielen. Die Cloud wurde in diesem speziellen Fall aufgrund der extrem schnellen Einführbarkeit in allen Zeitzonen gewählt.

Können Sie uns dafür ein praktisches Beispiel aus Ihrem Businessalltag geben?

Ein gutes Beispiel ist unsere Frachtabwicklung, die sehr intensiv ist. 60 Prozent unseres Geschäfts sind in Asien, wobei die Fasern, die auf dem asiatischen Markt verarbeitet werden, vornehmlich in Europa produziert werden. Da wir Hochvolumen-Transportmittel benötigen, sind Verfügbarkeit und Tragbarkeit der Container für uns ein Dauerthema und hinsichtlich der Suche und Abstimmung nach bzw. von Frachtmitteln ein manueller und höchst aufwändiger Prozess. Also haben wir uns aktiv mit einem technischen Unternehmen verbunden, das in diesem Bereich eine weltweit verfügbare und schnell einsetzbare Lösung über die Cloud anbietet. Das Ergebnis ist, dass wir heute diesen ganzen Prozess über eine geschlossene Frachtbörse erledigen, der international rund 40.000 Frächter angehören. Wenn nun, wann auch immer, ein Frachtauftrag zu vergeben ist, wird dieser direkt aus dem Prozess per Mausklick über das Portal zugeordnet, also nur noch über einen Ansprechpartner. Die Frächter „kaufen“ den Frachtauftrag entweder zu den mit uns vereinbarten Standardpreisen oder geben ein individuelles Preisangebot ab. Die weitere Abwicklung ist auf beiden Seiten vollkommen digitalisiert. Hinzu kommt, dass dieses cloudbasierte Portal für uns im Rahmen einer großen Supply Chain neben der logistischen Abwicklung auch den mühsamen Rechnungsprüfungsprozess sowie die Kosten- und Ergebnisrechnung deutlich vereinfacht – mit dem Effekt, dass wir heute nicht nur einen besseren Überblick über weltweit verfügbare Lademittel haben, sondern intern auch kein manueller Prozess mehr notwendig ist.

Warum denken Sie, dass Cloud Computing für Lenzing AG auch künftig besonders wichtig sein wird?

Viele Services und Lösungen aus der Cloud sind günstiger, ressourcensparender in den Einführungsprozessen, variabel und skalierbar in den Kosten und daher auch leichter planbar. Und es gibt immer mehr innovative Anbieter in Form von hochspezialisierten Klein- und Mittelunternehmen, wie das soeben skizzierte Beispiel zeigt.

Haben Sie für Ihr Unternehmen auch eine spezielle Cloud-Strategie, die den Weg in den kommenden drei Jahren beschreibt?

Eine explizite Cloud-Strategie haben wir nicht. Das Thema Cloud kommt in unserer IT-Strategie vor – nämlich insofern, als dass wir generell sagen: Wir fürchten uns nicht vor der Cloud und geben On-Premise-Varianten nicht automatisch den Vorzug. Wir suchen heute nach der besten Lösung, die im Wesentlichen durch die beste Variante einer Prozessabbildung bestimmt wird. Und wenn die Cloud als die bessere Lösung erscheint, dann wird sie auch als erste Lösung untersucht. Allerdings: Wir springen nicht mit allem und jedem in die Cloud, und wir schauen uns sowohl den Anbieter von Cloud Services als auch die konkrete Lösung sehr genau an. Wesentlich ist dabei nicht zuletzt die Frage der Inhalte und folglich auch der Sicherheit.

Woran denken Sie beim Thema Sicherheit konkret?

Bei Daten, die als streng vertraulich klassifizierbar sind, muss man naturgemäß extrem vorsichtig sein. Doch gerade hier hat sich gezeigt, dass die Cloud die richtige Wahl für viele Kommunikationsprozesse sein kann. So nutzen wir sie erstens für die Speicherung und Übermittlung von vertraulichen Dokumentationen der Entscheidungsabläufe im Vorstand bzw. im Executive Board im Konzern, zweitens für die heikle Kommunikation hin zum Aufsichtsrat sowie zwischen diesem und seinen Gremien wie z. B. dem Prüfungsausschuss. Und drittens kommt eine Cloud-Lösung für den hochsensiblen Informationsaustausch zwischen uns und unseren Engineering- und Entwicklungspartnern (z. B. chemischen Labors und Universitäten) zum Einsatz. Hier ist für uns auch das Thema Faserentwicklungen sowie Neuerfindungen und die damit verbundene exakte zeitliche und inhaltliche Dokumentation hinsichtlich Rechtschutz und Urheberrecht absolut relevant.

Wie stellen Sie sicher, dass die einzelnen Fachabteilungen wissen, in welcher Form Cloud Computing möglich bzw. untersagt ist?

Auch bei dieser Fragestellung stehen die Funktionalität, die Integrierbarkeit und der Unternehmensnutzen im Vordergrund. Es gibt kein dediziertes Regelwerk zur Cloud-Nutzung, sondern ein stetig wachsendes Verständnis über die Klassifizierung von Informationen und die Notwendigkeit des Informationsschutzes. So gesehen ist der Prüfprozess bei uns immer sehr individualisiert, und der Use Case muss passen.

Wie bekommen Sie angesichts der generellen Entwicklung zum Multi-Provider Management das richtige Mitarbeiter-Know-how zu Cloud-Lösungen ins Unternehmen?

Wichtig sind Personen, die ein gesundes Verständnis für Datensicherheit haben, im privaten Leben Cloud Services nutzen und ein Bewusstsein darüber haben, dass es Informationsquellen gibt, die in unserem Business niemals in einer Cloud gespeichert werden dürfen. Im Grunde genommen haben wir es recht pragmatisch gelöst, in Form eines „Prüfzirkels“: Wir haben einen Kollegen, der die Infrastruktur und die Datensicherheit verantwortet und der auch die entsprechende Ausbildung dafür hat, sowie einen spezialisierten Rechtsanwalt, der die juristischen Kriterien prüft. Daneben gibt es einen Einkäufer, der für die inhaltlichen Voraussetzungen zuständig ist und Erfahrung mit Zukauf von Dienstleistungen hat, und nicht zuletzt mich als CIO für die technische Bewertung. Das heißt, dieses Quartett prüft jeweils die Funktionalität der Cloud-Lösung sowie die Compliance und ergänzt so das Wissen, das wir ohnehin im Haus haben, mit rechtlichem, inhaltlichem und technischem Know-how. Nicht zu vernachlässigen in diesem Zusammenhang ist auch der Austausch in Netzwerken mit anderen CIOs, deren Erfahrungen extrem wertvoll sind, um hier noch mehr Sicherheit bei gewissen Entscheidungen und Prozessen zu gewinnen. In einem nächsten Schritt planen wir, Qualitätsstandards von StarAudit in unsere Auswahlprozesse für Cloud Services einzubinden. 

Zur Person

Hannes Ruess ist seit Dezember 2010 IT-Chef in der Lenzing AG, dem global führenden Faserhersteller. Der gebürtige Kärntner hat mehr als 28 Jahre Erfahrung in der IT-Branche und war vor Lenzing für mehrere große internationale Baustoffkonzerne federführend im Aufbau und in der Installation von innovativen IT-Lösungen tätig. Diesen reichen Erfahrungsschatz setzt der heute 52-jährige CIO nun bei der Umsetzung der globalen IT-Strategie von Lenzing AG ein. Der ambitionierte „Head of global IT“ ist verheiratet und hat zwei Söhne.

Was

Sie schaffen damit ein Vorbild, wie man sich der Cloud nähern kann. 

Dadurch sollen Menschen motiviert werden, sich Lösungen anzuschauen, eigenes Know-how aufzubauen und Probeläufe durchzuführen. Auf diese Weise können ungerechtfertigte Totalblockaden abgebaut werden, und ein Klima der kompetenten und kritischen Auseinandersetzung wird geschaffen. Sprich: motivierende Berichte von Leitwölfen zwingen andere Entscheider, von einem unkritischen „no go“ abzurücken.

Der ECE -Stream “Trust in Cloud” stellt Cloud Kunden und deren Staregie und Erfahrnung in Cloud migrationsprojekten vor. Dies dient dazu dass andere Unternehen von diesen Erfahrungen lernen können. Manche der Cases zeigen Untenrehmen die erst am Anfang Ihres Migrationsprojektes sind, andere jedoch stellen die Erfolge oder die Erfahrungen die gemacht wurden dar. Alle TiC geschichten unterliegen einem strengen Prinzip. Es sind keine marketing-Stories und es darf keine Produkt oder Unternehmenswerbung gemacht werden. Es geht um die Erfahrung von der andere lernen können.